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Therapie

Homöopathie

Homöopathie ist eine Heilmethode, die sich Anfang des 18. Jahrhunderts aus der jahrhundertealten europäischen Naturheilkunde heraus entwickelt hat und wie diese pflanzliche und mineralische Heilmittel verwendet. Der hauptsächliche Differenzierungsaspekt zur klassischen Naturheilkunde fußt auf der damals gemachten BEOBACHTUNG, dass die Wirksamkeit der pflanzlichen und mineralischen Heilmittel durchschlagender ist und zugleich die Verträglichkeit besser, wenn die (in jedem Fall notwendige) Verdünnung der konzentrierten Ausgangsprodukte in mehreren kleinen Schritten und unter Zufügung von kinetischer und thermischer Energie (verschütteln oder verreiben) erfolgt.

Die Wirksamkeit der so hergestellten - ansonsten jahrhundertelang bewährten - Heilmittel war so viel besser als die reine Verdünnung der Ausgangssubstanzen, dass die homöopathisch Herstellungsmethode der europäischen Naturheilmittel ("die Homöopathie") sich Mitte des 19. Jahrhunderts (!) innerhalb von wenigen Jahrzehnten weltweit verbreitete und bereits 1850 in Kerneuropa, England, Skandinavien, USA, Südamerika, Indien und anderen Ländern Asiens breitendeckend eingesetzt wurde.

Die in Deutschland entwickelte Homöopathie und die in China entwickelte Akupunktur sind die einzigen Heilmethoden, die in einer regionalen Kultur entwickelt und seitdem weltweit angewandt werden.

Die ärztliche homöopathische Behandlungstechnik erfordert eine mehrjährige, zusätzlich zur schulmedizinischen Qualifikation erforderliche Ausbildung, ist sehr strukturiert und folgt genauen Regeln. Wie bei allen naturheilkundlichen Behandlungsmethoden ist das Behandlungsziel die effektive Stimulation der Selbstheilung des erkrankten Organismus.

Eine Domäne der Homöopathie ist die Behandlung von akut und chronisch erkrankten Kindern, da die Regulationsfähigkeit des kindlichen Körpers noch sehr flexibel reagiert. Auch Erwachsene können erfolgreich behandelt werden, solange eine gewisse Reaktions- und Regulationsfähigkeit des Körpers gegeben ist.

Homöopathische Kinder- und Allgemeinarztpraxen kommen bei gleichem Patientenbestand und Krankheitsportfolio mit etwa 5% der Antibiotikaverordnungen einer konventionellen Praxis zurecht und einem Bruchteil der Schmerzmittel- und beispielsweise Säureblocker-verordnungen, ohne deshalb mehr Komplikationen oder Krankenhauseinweisungen zu verursachen. 

Homöopathie kann in Niedrigpotenz-Homöopathie und Hochpotenzhomöopathie gegliedert werden.

Niedrigpotenz-Homöopathie unterscheidet sich insofern von der jahrhundertealten Naturheilkunde unseres Kulturerbes, als die nur leicht verdünnten Heilmittel in mehr als einem Schritt von der primär zu starken (potenziell toxischen) Ausgangssubstanz (Heilpflanze oder Mineral) verdünnt (und dabei verschüttelt) wurden, aber in etwa den gleichen Verdünnungsgrad (oder gering darüber) aufweisen. Man würde die Ausgangssubstanz quasi noch schmecken können.

Hochpotenz-Homöopathie verwendet die gleichen Heilmittel, aber eben weiter potenziert (in kleinen Schritten) bis zur C23 und darüber. Ab der C23 befindet sich nur mehr der Fußabdruck der Ursprungs-Substanz in der Arznei. Die a priori Annahme, dass eine Wirkung eines so hergestellten Heilmittels unmöglich sei, beruht auf einem "Modell der Natur aus dem 19. Jahrhundert, wonach die gesamte Lebenswelt nur aufgrund der Wechselwirkungen von Atomen und Molekülen erklärt werden könne. Diese Annahmen sind jedoch durch neuere Untersuchungen und Erklärungsmodelle weitgehend überholt. Empirisch gestützte Erklärungsmodelle betreffen Modifikationen der Molekül-dynamik in potenzierten Arzneien und darüber hinausgehende Erweiterungen des Materie-verständnisses. Es zeigt sich, dass Wirkungen homöopathischer Hochpotenzen weder im Gegensatz zu Naturgesetzen noch überhaupt im Gegensatz zur Naturheilkunde stehen müssen. .... Das Narrativ, dass Homöopathie in Widerspruch zur Naturwissenschaft stehe und primär nur Placeboeffekte erzeuge und deshalb in einer wissenschaftsorientierten Medizin keinen Platz habe, ist zwar verbreitet und wird allenthalben wiederholt, steht aber nicht im Einklang mit dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung." * 

Es gibt neben der Grundsatzforschung umfangreiche klinische Homöopathieforschung und diese zeigt eine hohe Gesamtevidenz für individualierte Homöopathie ("klassische Homöopathie") und moderate Gesamtevidenz für nicht-individualisierte Homöopathie (zB "bewährte Indikationen").

*Aus ÄrzteZeitung vom 6.6.2024, S.9. Auch die Homöopathie hat einen berechtigten Platz in der wissenschaftsbasierten Medizin, Prof. D. Martin, Herdecke, et al.